Du bist nicht angemeldet.

  • »Udofan« ist der Autor dieses Themas

Beiträge: 516

Beruf: Administrator / System Account udofan.com

  • Private Nachricht senden

1

Sonntag, 1. Februar 2015, 01:49

Interview Peter Lübke

Das Nachrichtenportal morgenweb.de veröffentlichte am 30.01.2015 ein Gespräch des Mannheimer Morgen' mit Drummer Peter Lübke vom Pepe Lienhard Orchester:



Das Interview: Udo Jürgens’ Mannheimer Schlagzeuger Peter Lübke lässt die 33 Jahre „hinter“ dem Star Revue passieren

„Wir stehen noch unter Schock“

Peter Lübke hat ein paar Wochen gebraucht, um den überraschenden Tod von Udo Jürgens am 21. Dezember zu verkraften. Zumindest so weit, dass der Mannheimer Schlagzeuger nun darüber sprechen möchte. In unserem Interview wird klar, dass 33 Jahre "hinter" einem solchen Star auch menschlich eine große Verbundenheit und Trauer hinterlassen. Aber der 56-jährige Drummer von Pepe Lienhard und Orchester blickt optimistisch nach vorn.


Herr Lübke, konnten Sie die schockierende Nachricht von Udo Jürgens' Tod schon verarbeiten?

Peter Lübke: Nein, definitiv nicht. Ich habe gerade noch mit einigen anderen Bandmitgliedern gesprochen - wir stehen alle noch unter Schock. Wenn man so lange mit jemandem spielt, ist das wirklich nicht so einfach - bei mir waren es 33 Jahre.


Wie haben Sie es erfahren?

Lübke: Das war ganz eigenartig: Ich war in meinem Golfclub in Biblis-Wattenheim und habe eine Runde gespielt. Danach saß ich noch eine Weile alleine da, plötzlich rief mich ein Golf-Kollege an: "Hast du schon gehört? Der Udo ist gestorben." Und ich fragte noch, ob er mich auf den Arm nehmen will. Aber dann lief es überall in den Nachrichten . . . das war ein schwerer Schlag.


Sie standen seit 1982 mit Udo Jürgens auf der Bühne - was haben Sie aneinander geschätzt?

Lübke: Seine Professionalität!. Allein schon die Pünktlichkeit. Das konnte die uninteressanteste Gala sein oder seine eigenen Tourneen - Udo war immer auf den Punkt da und hoch professionell. Und egal, ob es 70, 120 oder 140 Konzerte waren, er hat immer noch Verbesserungsvorschläge gemacht und am Programm gefeilt. Bis vor dem letzten Auftritt. Das war einfach Udo . . .


Und umgekehrt?

Lübke: Ausgerechnet bei unserem letzten Konzert am 7. Dezember in Zürich hat er mich nach einem Solo vorgestellt: "Peter, du spielst jetzt schon so lang bei mir, seit 33 Jahren - und ich muss wirklich sagen: Du wirst immer besser." Ganz ohne Eigenlob: Wir haben uns hochgeschätzt.


Wie wurden Sie zu seinem Stamm-Schlagzeuger?

Lübke: Es gab damals nicht so viele Leute, die für eine solche Band infrage kamen. Ich stieß 1980 zu Pepe Lienhard. Udo haben wir zunächst auf ein paar Galas begleitet, die erste Tournee habe ich 1982 mit ihm gespielt: "Lust am Leben" hieß sie.


Auch für Rock-, Jazz- und Soul-Hörer war Udo Jürgens irgendwie immer präsent, seit über 50 Jahren - wie ging es Ihnen als Jugendlicher mit seiner Musik?

Lübke: Ich habe schon mit sieben oder acht Jahren ein Lied von ihm im Radio gehört und dann meinen Vater gefragt, wie er Udo Jürgens findet. Der sagte nur: "Der ist gut!" Aber ich kann mich nicht mehr erinnern, welcher Song das war.


Das will beim eingefleischten Jazzer Siggi Lübke etwas heißen . . . Udo Jürgens hat quasi sein eigenes Genre zwischen Schlager und Chanson geschaffen. Oder wie ordnen Sie ihn ein? Manche Nachrufe lasen sich ja fast so, als sei er der deutsche Leonard Cohen gewesen.

Lübke: Das zu beurteilen, fällt mir schwer nach einer so langen Zusammenarbeit. Zumal wir seine letzten Platten zusammen im Studio erarbeitet haben. Aber mit Schlager hatte das ja schon lange nichts mehr zu tun. Ihm ging es auch gar nicht mehr darum, einen Hit zu schreiben. Das haben wir explizit im Studio beredet. Er wollte einfach gescheite Texte mit guter Musik machen. Udo war ein sehr penibler Mensch, der speziell auf seine Texte extrem geachtet hat.


Warum hat er nie die reine Jazz-Platte aufgenommen, von der er geträumt hat?

Lübke: Das hätte ich fantastisch gefunden, mit schönen Big-Band-Arrangements. Das ist tatsächlich eine verpasste Chance, denn er hatte die Stimme dafür, definitiv. Wahrscheinlich hat ihm etwas der Mut gefehlt. Die Band hätte hinter ihm gestanden, bei Pepe Lienhard sind ja viele Jazzer dabei.


Unser Rezensent meint, in der SAP Arena so etwas wie Abschiedsstimmung bei Udo Jürgens verspürt zu haben - wie haben Sie ihn zuletzt erlebt?

Lübke: Das muss ich absolut verneinen. Und wir waren zuletzt oft zusammen essen oder in seinem Privatjet unterwegs. Er hatte wirklich noch Visionen und viel vor.


Recht schnell erschien jetzt eine Biografie von Paul Sahner - lesen Sie so etwas?

Lübke: Nein, eher nicht.


Es gab ja noch zahlreiche ausstehende Tour-Termine in diesem Frühjahr - verspürt man da als Musiker an solchen Abenden eine Art Phantomschmerz, wenn man nicht spielen kann?

Lübke: Ja. Wobei ich Phantomschmerz etwas übertrieben finde. Aber wir haben jetzt lange Zeit, darüber nachzudenken, mit wem wir da eigentlich gespielt haben. Und vor wie vielen Menschen wir das tun durften. Das wird einem jetzt erst so richtig klar. Auch das ist nicht einfach.


Wie geht es mit der Pepe Lienhard Band und Ihnen nun weiter? Die Arbeit mit Udo Jürgens war ja ein wesentlicher Pfeiler . . .

Lübke: Absolut. Aber wir müssen nach vorne schauen. Natürlich gibt es Termine, auch eine Tournee. In der Schweiz ist Pepe Lienhard ja so populär wie James Last in Deutschland - ein absoluter Star. Es gibt genug zu tun, wir werden nicht verhungern.


Über Arbeitsmangel werden Sie selbst auch kaum klagen können.

Lübke: Nein, es geht schon direkt weiter. Heute Abend spiele ich mit Jeff Cascaro im Speicher in Bad Homburg.

Ähnliche Themen